21. August 2016

Baselland spart mit grösseren Klassen

Das Schuljahr, das heute in den Baselbieter Sekundarschulen beginnt, steht unter dem Zeichen des Sparregimes, das die Regierung mit der Finanzstrategie 2016–2019 umsetzt. Ein Jahr nach ihrem Amtsantritt setzt Bildungsdirektorin Monica Gschwind (FDP) die 2012 vom Volk beschlossenen Richtzahlen für die Klassengrössen an den Sekundarschulen konsequent um. 413 Klassen werden im Schuljahr 2016/2017 in den insgesamt sieben Schulkreisen geführt, wie aus der Publikation des Amts für Volksschulen hervorgeht. Das sind 22 Klassen weniger als im Vorjahr. Rund die Hälfte der eingesparten Klassen geht auf das Konto des Schülerrückgangs dank dem geburtenschwachen Jahrgang, der die Primarschule im vergangenen Schuljahr verlassen hat. Über sechs Millionen Franken spart der Kanton Baselland mit der Reduktion der Anzahl Sekundarschulklassen im neuen Schuljahr ein.
22 Sekundarschulklassen weniger, Basler Zeitung, 15.8. von Thomas Dähler

Gegenvorschlag zur Initiative
Die 2012 an der Urne beschlossenen Klassengrössen entstammen dem Gegenvorschlag der Initiative gegen überfüllte Klassen. Die Initiative wurde abgelehnt, der Gegenvorschlag aber mit 56,4 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Für die Sekundarschulen wurde im Ausbildungsniveau A eine Höchstzahl von 20 Schülerinnen und Schülern festgelegt, für die Niveaus E und P eine Höchstzahl von 24 und eine Richtzahl von 22. Im Vergleich zu anderen Kantonen handelt es sich dabei um Grössen, die im Mittelfeld liegen. Der frühere Bildungsdirektor Urs Wüthrich (SP) hat die neuen Richtzahlen jedoch nie wirklich ausgeschöpft. In seinem letzten Amtsjahr erreichte er für das Schuljahr 2015/2016 eine durchschnittliche Klassengrösse im Niveau A von 17,2 Schülerinnen und Schülern, im Niveau E von 19,8 und im Niveau P von 20,1.
Die neue Baselbieter Regierung hat schon bei ihrem Amtsantritt festgestellt, dass die gesetzlich verankerten Klassengrössen besser ausgeschöpft werden können. In seinem Strategiepapier gab der Regierungsrat das Ziel vor, mit der Erhöhung der Klassengrössen in den Sekundarschulen und Gymnasien bis 2019 4,18 Millionen Franken jährlich einzusparen. Allein mit der jetzt erfolgten Klasseneinteilung an den Sekundarschulen wird dieses Ziel weit übertroffen. Nimmt man die 2012 im Abstimmungsbüchlein genannten Kosten von 285 000 Franken (ohne Infrastruktur), die eine Sekundarschulklasse jährlich verursacht, können im neuen Schuljahr 6,27 Millionen Franken eingespart werden, rund zwei Millionen mehr als unter Einschluss der Gymnasien anvisiert werden. Den Preis dafür bezahlen diejenigen Schülerinnen und Schüler, die wegen der Umteilung in eine andere Klasse einen längeren Schulweg auf sich nehmen.
48 Schülerinnen und Schüler nehmen dies freiwillig auf sich. Weitere 48 Schülerinnen und Schüler mussten dazu verpflichtet werden. Betroffen waren vor allem die Standorte Reinach und Oberwil. In Reinach müssen zwölf Schüler unfreiwillig nach Aesch oder Arlesheim-Münchenstein zur Schule. In Oberwil sind es neun, die unfreiwillig nach Therwil oder Binningen müssen. Erstaunlich einvernehmlich gestalteten sich die Umteilungen im Waldenburg. Vier Sekundarschülerinnen und -schüler fahren freiwillig nach Liestal in die Sek, was dank einer Ausnahmeregelung im Gesetz möglich ist. Fünf Schülerinnen und Schüler aus dem Waldenburgertal müssen über den Berg nach Reigoldswil, davon drei auch gegen ihren Willen. Einige der Umteilungsverfahren, die von den betroffenen Eltern angestrengt wurden, sind noch hängig.
Auch Klassen zusammengelegt
Bei den 22 Klassen, die im Vergleich zum Vorjahr nicht mehr geführt werden, handelt es sich nicht durchwegs um die Klassen des ersten Sekundarschuljahres. Weggefallen sind vier Klassen mit dem Auslaufen des Werkjahres. In zwei Fällen wurden zudem bestehende Klassen zusammengelegt. Statistisch belaufen sich die Durchschnittsgrössen des ersten Sekundarschuljahrgangs im Niveau A auf 17,9 (+0,7) Schülerinnen und Schüler pro Klasse, im Niveau E auf 21,8 (+2,0)und im Niveau P auf 21,3 (+1,2). 2413 Schülerinnen und Schüler beginnen heute insgesamt die Sekundarschule. 2699 waren es vor Jahresfrist.
Bei der Klassenbildung hat die Bildungsdirektion das vom Bildungsgesetz vorgegebene Verfahren angewendet. Auf Wunsch der Schulleitungen wurde auf Klassenzusammenlegungen verzichtet, wenn damit die Berufswahlvorbereitung beeinträchtigt würde.


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