Bernhard
Pulver als Präsident der Schweizerischen Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK),
der alle kantonalen Bildungsdirektoren angehören: In der Westschweiz würde man
dies gerne sehen. Im Sprachenstreit mit den Ostschweizer Kantonen um den
Französischunterricht erhofft man sich vom kommunikativen Regierungsrat aus dem
bilinguen Kanton Bern den nötigen Support. Im Frühsommer wurde Pulver aus der
Westschweiz angefragt. Nun hat er sich entschieden. Anders entschieden. Der
grüne Berner Regierungsrat stellt sich bei den Ersatzwahlen im Oktober nicht
zur Verfügung, wie er gegenüber dem «Bund» sagt.
Tritt Pulver 2018 zurück? Bild: Bund
Pulver will nicht auf die nationale Bühne, Bund, 21.8. von Basil Weingartner
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Er habe
sich den Entscheid reiflich überlegt – denn die Aufgabe habe ihn «gereizt».
Doch fehle ihm schlicht die Zeit für das zusätzliche und «belastende» Amt. Um
die rund dreissig Stellenprozent bei der EDK übernehmen zu können, hätte er
seine Qualitätsansprüche an seine Arbeit als Regierungsrat senken müssen, ist
der 51-Jährige überzeugt. Auch persönlich wäre das zusätzliche Amt eine
Belastung geworden, zumal er im kommenden Jahr das Berner Regierungspräsidium
übernehmen wird.
Mit
Pulvers Regierungspräsidium endet im Sommer 2018 auch seine dritte Legislatur
in der Regierung. Es wäre der perfekte Zeitpunkt für einen Rücktritt. Spielte
dies beim Verzicht auf die Kandidatur fürs EDK-Präsidium eine Rolle?
Schliesslich hätte er bei einem Rücktritt aus der Regierung das Amt an der
Spitze der EDK nach nur 18 Monaten schon wieder abgeben müssen. Pulver
dementiert. Zum einen seien in der EDK kürzere Amtszeiten durchaus üblich. Zum
anderen sei «noch offen», ob er eine weitere Legislatur in der Berner Regierung
anhängen werde, sagt Pulver. Er wolle sich im kommenden Jahr entscheiden.
Bürgerliche
konkurrenzlos
Zurzeit
bereitet ihm sein Amt aber offenbar noch so viel Freude, dass ihn das EDK-Amt
letztlich wohl doch nicht so «gereizt» hat. «Was ich dort haben könnte, habe
ich jetzt schon jeden Tag», sagt Pulver. Als Regierungsrat sei er operativ aber
viel handlungsfähiger als in der EDK. Bei dieser entscheidet stets das Gremium,
das wiederum auf die Befindlichkeiten und politischen Entscheide in den
einzelnen Kantonen Rücksicht nehmen muss. Der EDK-Präsident kann aber über das
Agendasetting und über Medienauftritte Entscheide beeinflussen. «Als
Erziehungsdirektor eines der grössten Kantone wird meine Meinung auch so
gehört», sagt Pulver.
Die
Kantone sind derzeit gefordert: Weil sie es bisher nicht schafften, eine 2004
beschlossene Harmonisierung beim Fremdsprachenunterricht umzusetzen, schaltete
sich zuletzt der Bundesrat ein. Er droht den abtrünnigen Deutschschweizer
Kantonen mit einem Eingriff in die Kantonsautonomie. Aufgrund des beschränkten
Einflusses des EDK-Präsidiums glaubt Pulver aber nicht, dass sein Verzicht
politische Auswirkungen haben wird.
Nach
Pulvers Nein weibeln derzeit drei Kandidaten um das EDK-Präsidium. Es sind allesamt
bürgerliche Kandidaten aus der Deutschschweiz. Der national Bekannteste ist der
Schaffhauser Christian Amsler (FDP). Der 53-Jährige war früher Prorektor der
Pädagogischen Hochschule Schaffhausen und amtiert bereits als Präsident der
Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz. In dieser Funktion war er eine
der Triebfedern bei der Umsetzung des Lehrplans 21. Auch die Zürcherin Silvia
Steiner und der Luzerner Reto Wyss (beide CVP) sind im inoffiziellen Rennen
dabei. Die Kandidatenliste ist nicht öffentlich. So ist derzeit auch noch
unklar, ob die welschen Kantone als Ersatz für Pulver bereits einen neuen
Kandidaten nominiert haben.
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