14. Oktober 2016

Peinliche Aussagen

Damit wir uns richtig verstehen: Wenn ich mich als Lehrer über wirtschaftliche Themen wie Gesamtarbeitsverträge oder Geldmarktpolitik äusserte, dann wäre mir der Kanonendonner aus der Wirtschaft gewiss. Valentin Vogt, Präsident des Arbeitgeberverbandes, kennt diesbezüglich jedoch keine Hemmungen. Frei von Faktenkenntnis stellt er Aussagen in den Raum, die peinlich berühren und letztlich auf ihn selbst zurückfallen. (uk)
Vogt: Zwei Primarfremdsprachen fördern die Mobilität. Bild: Reuters
Arbeitgeberverband plädiert für Frühfranzösisch an Primarschulen, SRF News, 14.10. von Barbara Colpi


Niemand bestreitet, dass die Wirtschaft auf gut ausgebildete Volksschüler angewiesen ist. Zwei Primar-Fremdsprachen sorgen jedoch dafür, dass die Qualität der Ausbildung sinkt. Wichtige Unterrichtszeit wird ineffizient für Fremdsprachen genutzt, während die Kenntnisse in Deutsch sinken.

Niemand bestreitet, dass die Kenntnis von zwei Fremdsprachen wichtig ist. Allerdings könnte eine Fremdsprache ohne Einbussen auch mit weniger Aufwand und grösserem Ertrag an der Sekundarschule eingeführt werden. Herr Vogt glaubt noch immer an die Mär, dass ein früher Beginn auch entsprechend mehr bewirke.

Hier die wortwörtlichen Statements von Valentin Vogt:
«Die Schweiz ist ein Land der KMU – sehr viele Betriebe sind regional tätig und haben zu einem grossen Teil auch französischsprachige Kunden. Hier hilft es sicher, wenn man diese Landessprache versteht. Man muss sich vielleicht nicht aktiv ausdrücken können. Aber letztlich die Sprache des anderen verstehen.»

Aha – nicht mal sprechen sollen sie können. Vogt gibt sich zufrieden mit einem passiven Sprachverstehen. Dafür muss aber nach ihm dringend bereits in der Primar begonnen werden.

«Wir haben Leute, die auch mobil sein müssen. Deshalb sollten wir die Harmonisierung der Ausbildung in der Schweiz vorwärts treiben. Wenn Familien nicht umziehen können, weil die Schulsysteme nicht harmonisiert sind, dann ist das ein Problem»

Die Harmonisierung scheitert ja gerade daran, dass wir es zulassen, dass zwei Fremdsprachen in der Primarschule unterrichtet werden sollen. Diese sorgen nicht für mehr, sondern für weniger Bewegungsfreiheit.

Im Gegensatz zum Arbeitgeberverband erhält der Bundesrat von Economiesuisse keine Unterstützung. Auch die Mehrheit der Kantone stemmt sich vehement gegen ein Eingreifen in ihre Bildungshoheit.

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