14. Januar 2017

Basel lanciert die Fasnachtskiste

Die Primarschüler der 2d im Isaak-Iselin-Schulhaus lassen sich nicht lange bitten. Rosalie zieht eine blaue Waggisbluse aus der Kiste. Sie möchte einmal auf einem Waggiswagen mitmachen. «Dann kann ich Dääfeli werfen», sagt sie. «Aber trommeln möchte ich auch einmal, das geht schneller als Piccolo spielen», behauptet sie; «mir fehlt für das Piccolo sowieso etwas Luft.» Matìas holt eine Zugsplakette aus der Kiste. Warum gerade das? «Mein Kollege hat mir in der Pause von Plaketten erzählt.» Und Shahithya, nimmt sich die Trommelschlägel, weil sie einmal trommeln lernen will.
Viele Spender und Helfer hielten die Kosten tief, Bild: Christian Jaeggi
Spiel mit Piccolo und Waggisbluse, Basler Zeitung, 13.1. von Dominik Heitz
 
Die achtjährigen Mädchen und Buben sind Teil einer Premiere geworden. Denn gestern hat Erziehungsdirektor Christoph Eymann zusammen mit Pia Inderbitzin, Lehrerin der Klasse 2d sowie Fasnachts-Comité-Mitglied, und Franz König, Fachexperte Geschichte am pädagogischen Zentrum, die Fasnachtskiste aus der Taufe gehoben.
«Sehr erfreuliche Sache»
«In den letzten Jahren haben wir uns mit Kisten und Koffern eine gewisse Zurückhaltung auferlegt», sagte Eymann und spielte damit auf den umstrittenen Sexkoffer an. Die Fasnachtskiste gehöre nun zu einer «sehr erfreulichen Sache». Es sei eine der Aufgaben der Schule, die Verbundenheit zur Stadt zu förden; «da wäre es eine Unterlassung, die Fasnacht nicht zu berücksichtigen». Deshalb danke er dem Fasnachts-Comité, das diese Fasnachtskiste entwickelt hat.

Für das Fasnachts-Comité ist die Zusammenarbeit mit der Volksschule schon seit Langem sehr wichtig. Neben einigen jährlich durchgeführten Aktionen ist der alle fünf Jahre stattfindende grosse Schulkinderfasnachtsumzug durch die Innenstadt zu nennen, der im Jahr 2020 seine dritte Auflage erleben wird. Für Pia Inderbitzin stellt deshalb die Fasnachtskiste eine gute Möglichkeit dar, Schülerinnen und Schüler lustvoll an das Thema Fasnacht heranzuführen.
Spender und Helfer
Ab nächster Woche werden den Kindergärten und Primarschulen in Basel-Stadt insgesamt 31 Fasnachtskisten zur Verfügung stehen, die alle mit Gegenständen zum Thema gefüllt sind: mit Larve, Kostüm und Räppli, Piccolo, Trommelschlägeln und Trommelböggli, Fotos, Film und Büchern, Spielen, Gläbbere und Plakette.

Die Fasnachtskiste soll indes nicht nur für sich stehen, sondern auch als Ergänzung zum neuen Kapitel «Fasnacht» im Lehrmittel «stadtkunde online» verstanden werden. Das Kapitel richtet sich an Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen, die in Basel zur Schule gehen oder unterrichten, aber noch keinen direkten Bezug zur Basler Fasnacht haben. «Dabei ist neben ­Wissenswertem über die Basler Fasnacht auch die Sprachförderung in Zusammenhang mit dem Basler Dialekt enthalten», sagt Franz König. «Värsli, Zeedel und Schnitzelbank kommen darin vor.»

Die Kosten für die 31 Fasnachtskisten beliefen sich auf rund 12 000 Franken. «Wir konnten die Kosten deshalb so tief halten, weil zahlreiche Spender und Helfer mitmachten», sagt Pia Inderbitzin. Über 40 Larven seien von Freiwilligen im Rätz-Keller kaschiert worden. Dank eines Sammelaufrufs unter Fasnächtlern seien Piccolos, Trommelschlegel und Böggli gespendet worden. «Eine 86-jährige Dame meldete sich und schneiderte Clownkostüme, und eine Wagenclique legte ein Leiterlispiel, das sie an einer der vergangenen Fasnachten verteilte, extra für die Fasnachtskiste neu auf.»

1 Kommentar:

  1. Nach dem Sexkoffer kommt mit dem Fasnachtskoffer rechtzeitig eine weitere Steilvorlage für die Basler Schnitzelbankschreiber. Das erwähnte Lehrmittel «stadtkunde online» ist in neun Kapiteln kompatibel mit dem umstrittenen Lehrplan 21. Nachdem die famose Orientierungsschule sang und klanglos abgeschafft wurde, ist man ohne zu zögern auf den umstrittenen Lehrplan 21-Zug aufgesprungen. Der zentrale Punkt bei der Lehrplan 21-Reform ist die „Kompetenzorientierung“ mit dem "selbstgesteuerten Lernen", bei dem der Klassenunterricht verunmöglicht und der qualifizierte Lehrer aus dem Lernprozess gedrängt wird. Die alleine lernenden Schüler brauchen mehr als doppelt so viel Zeit wie beim bewährten Klassenunterricht. Deshalb fällt beim Lehrplan 21 mehr als 50% des Lernstoffs "unter den Tisch" oder wird, wie das kleine 1x1 in nachfolgende "Zyklen" verschoben. Wissenserwerb und Auswendiglernen sind dann nicht mehr gefragt, die Schüler können ja "googeln". Von 1200 Aargauer Primar- bis Mittelschullehrer lehnen rund 70% das "selbstgesteuerte Lernen" ab. Ei du scheene Volksschulbangg!

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