13. Januar 2017

Steiner will tiefere Ausfallquote

Die Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner hat sich aus dem Fenster gelehnt. An einem traditionellen CVP-Anlass mit Medienleuten schilderte sie an Beispielen, wie sie die im Rahmen der Leistungsüberprüfung 16 vorgegebenen Einsparungen konkret erreichen will. Bei den Gymnasien ging es konkret um das Ziel, mit einer Änderung des Finanzierungsmodells der Kantonsschulen jährlich gut 4 Millionen Franken einzusparen.
Ist das Tor ins Gymnasium zu weit? NZZ, 13.1. Kommentar von Walter Bernet

Bekanntlich werden die Mittelschulen über Pauschalen pro Schüler finanziert. Deren Anzahl wird zu Beginn des Schuljahres erhoben und nach der Probezeit nicht angepasst. Steiner hat nun festgestellt, dass gewisse Gymnasien am Ende der Probezeit bis zu 30 Prozent der Neulinge wieder wegweisen. Dies lasse den Verdacht zu, dass einzelne Schulen zu viele Schüler aufnähmen, um sie zum Wohle der Finanzen ein halbes Jahr später auszusieben.
Die Unterstellung, die Kantonsschulen seien aus Eigeninteresse zu grosszügig bei der Aufnahme, ist bei den Rektoren gar nicht gut angekommen. Sie berufen sich auf die seit Jahren bewährte Zentrale Aufnahmeprüfung, die Ungleichbehandlungen einen Riegel schiebt – mit gewissen Einschränkungen bei den schuleigenen mündlichen Prüfungen für das Kurzgymnasium. Steiner selber will denn auch keine Schuldzuweisungen vornehmen, spricht aber von einer Situation, die der Korrektur bedürfe. Deshalb will sie Fehlanreize in der Finanzierung beseitigen.

Tatsächlich ist die hohe Ausfallquote am Ende der Probezeit ein Ärgernis. Sie ist aber seit Jahren mit rund 15 Prozent im Durchschnitt relativ konstant. Wenn die Bildungsdirektion mit einer «späteren und stärker leistungsbezogenen Aufnahme ins Gymnasium mit gleichzeitiger Senkung der Ausfallquote» die Zahl der von ihr zu finanzierenden Mittelschüler senken will, müsste sie eigentlich strengere Prüfungen anordnen, vor allem im zuletzt zu erfolgreichen Langgymnasium. Damit würde sie in ein politisches Wespennest stechen. Deshalb nimmt sie über ihre finanziellen Steuerungsmöglichkeiten Einfluss und überlässt das Festlegen der Prüfungsanforderungen den Mittelschulen.

Bereits die Ankündigung der finanziellen Massnahme hat laut Steiner für eine geringere Aufnahmequote gesorgt. Das Sparziel ist offenbar erreicht, die Massnahme wird vorerst nicht umgesetzt. Ob die Ausfallquote nach der Probezeit entsprechend sinkt, wissen wir erst im Februar. Falls ja, stellen sich neue Fragen: Welche unsichtbare Hand hat dies bewirkt? Profitieren jetzt die mit teuren Vorbereitungskursen für die Prüfung gedopten Schüler von milderen Probezeiten? Falls nein, sinkt die Mittelschülerquote. Das aber wäre nicht gerade ein Argument für den Standort Zürich.


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