27. April 2017

Fremdsprachen: Wirtschaft und Politik uneins

Am 21. Mai kommt die Fremdspracheninitiative zur Abstimmung. Sie verlangt, dass in der Primarschule nur noch eine Fremdsprache unterrichtet wird. Welche Sprache die Primarschüler lernen sollen, lässt die Initiative allerdings offen. Die Entscheidung zwischen Französisch und Englisch birgt Zündstoff. Das zeigt sich, wenn man sich unter den KMU in der Region Winterthur umhört.
Regionale KMU drängen auf mehr Englisch in der Schule, Landbote, 27.4. von Christian Felix


Bei vielen Dienstleistern und Produktionsbetrieben findet Französisch kaum Verwendung. Dafür steigt die Bedeutung von Englisch; zum Teil rasant. Das gilt selbst für handwerkliche Berufe, bei denen bis vor wenigen Jahren kaum Fremdsprachen verlangt wurden. Bei einem Ja zur Initiative dürfte dennoch kaum das Frühfranzösisch zugunsten von Frühenglisch gestrichen werden. Den Ausschlag dabei geben staatspolitische Überlegungen.

Der Zürcher Regierungsrat sagt klar: «Frühfranzösisch bleibt.» Gleich, wie die Abstimmung ausgeht. Würde nämlich der wirtschaftlich stärkste Kanton Frühfranzösisch streichen, bliebe politisch betrachtet ein Scherbenhaufen zurück. Zürich wird in der Westschweiz ganz anderes wahr­genommen als etwa der Thurgau.

Radikale Vorstellungen
Massgeblich mitgetragen wird die Fremdspracheninitiative vom Zürcher Lehrerverband.
Die Verbandspräsidentin Lilo Lätzsch geht ebenfalls davon aus, dass bei der Annahme der Initiative eher das Frühenglisch über die Klinge springen müsste. Dafür würde der Englischunterricht auf der Sekundarstufe gestärkt. «Bei Schulabschluss werden die Schülerinnen und Schüler beide Fremdsprachen gleich gut beherrschen», glaubt Lätzsch.
Mit dem Wegfall von Frühenglisch aus politischen Gründen wäre aber das regionale Gewerbe überhaupt nicht einverstanden: «Englisch sollte schon vom Kindergarten an und Französisch nur noch als Freifach unterrichtet werden», findet zum Beispiel Dominik Büsser, Präsident des Gewerbevereins Thurtal. Was den Fremdsprachenunterricht an sich betrifft, existieren bei den KMU inzwischen radikale Vorstellungen, die staatspolitischen Erwägungen aus Zürich und Bundes­bern diametral entgegen­laufen.


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