Heute
haben alle Lehrpersonen auf der Sekundarstufe I und II einen Masterabschluss.
Primarlehrpersonen müssen hingegen ihren anspruchsvollen Beruf in nur drei
Jahren erlernen und haben dann einen Bachelor-Abschluss. Die Zeit für diese
Grundausbildung ist eindeutig zu kurz angesichts der vielen neuen Aufgaben und
Herausforderungen auf dieser Stufe. Wer bis zu 10 völlig unterschiedliche
Fächer unterrichten muss, dazu die immer anspruchsvolleren Aufgaben bei der
Klassenführung, der Elternarbeit und der Integration von Kindern mit besonderen
Lernbedürfnissen bewältigen muss, braucht eine sehr gute Ausbildung. Primarlehrpersonen
sollen aber auch noch erfolgreich zwei Fremdsprachen und das neue Lehrplanmodul
«Medien und Informatik» unterrichten sowie Kinder aus unterschiedlichsten
Kulturen integrieren. Wahrlich keine einfache Aufgabe!
"Es geht nicht um eine Verakademisierung", Basellandschaftliche Zeitung, 17.8. von Beat Zemp
Viele pädagogische,
fachliche und didaktische Probleme tauchen erst in der Berufsphase auf und
führen nicht selten zu einem Praxisschock bei Berufsanfängern. Leider verlieren
wir deswegen immer noch zu viele BachelorLehrpersonen auf der Primarstufe, die
nach wenigen Berufsjahren aussteigen. Daher wird zurzeit die Einführung einer
berufsbegleitenden Masterstufe diskutiert. Die Übernahme eines bezahlten
Teilzeitpensums an einer Primarschule nach dem Bachelor-Abschluss kombiniert
mit einem darauf abgestimmten berufsbegleitenden Masterstudium erlaubt einen
völlig anderen Einstieg in die Berufspraxis, als dies heute der Fall ist.
Praxisprobleme und Unterrichtserfahrungen können im berufsbegleitenden
Masterstudium vertieft behandelt und gemeinsam gelöst werden. Das würde die
Aussteigerquote drastisch senken und gleichzeitig die Qualität der Ausbildung
und des Unterrichts deutlich verbessern. Es geht also nicht um eine
«Verakademisierung» des Primarlehrerberufs, sondern um eine wissenschaftlich
fundierte Berufsvorbereitung und eine gelingende praktische Berufseinführung.
Das Beispiel Finnland zeigt, dass Lehrpersonen mit Masterausbildung hoch
angesehen sind. Statt Lehrermangel gibt es dort viel mehr Interessenten als
Ausbildungsplätze. Auch Deutschland und Österreich führen die Masterstufe für alle
Lehrpersonen ein. Zu Recht!
Beat Zemp ist Zentralpräsident des LCH
Beat Zemp ist Zentralpräsident des LCH
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