18. August 2017

Brauchen Primarlehrer einen Master? Beat Zemp sagt ja.

Heute haben alle Lehrpersonen auf der Sekundarstufe I und II einen Masterabschluss. Primarlehrpersonen müssen hingegen ihren anspruchsvollen Beruf in nur drei Jahren erlernen und haben dann einen Bachelor-Abschluss. Die Zeit für diese Grundausbildung ist eindeutig zu kurz angesichts der vielen neuen Aufgaben und Herausforderungen auf dieser Stufe. Wer bis zu 10 völlig unterschiedliche Fächer unterrichten muss, dazu die immer anspruchsvolleren Aufgaben bei der Klassenführung, der Elternarbeit und der Integration von Kindern mit besonderen Lernbedürfnissen bewältigen muss, braucht eine sehr gute Ausbildung. Primarlehrpersonen sollen aber auch noch erfolgreich zwei Fremdsprachen und das neue Lehrplanmodul «Medien und Informatik» unterrichten sowie Kinder aus unterschiedlichsten Kulturen integrieren. Wahrlich keine einfache Aufgabe! 
"Es geht nicht um eine Verakademisierung", Basellandschaftliche Zeitung, 17.8. von Beat Zemp

Viele pädagogische, fachliche und didaktische Probleme tauchen erst in der Berufsphase auf und führen nicht selten zu einem Praxisschock bei Berufsanfängern. Leider verlieren wir deswegen immer noch zu viele BachelorLehrpersonen auf der Primarstufe, die nach wenigen Berufsjahren aussteigen. Daher wird zurzeit die Einführung einer berufsbegleitenden Masterstufe diskutiert. Die Übernahme eines bezahlten Teilzeitpensums an einer Primarschule nach dem Bachelor-Abschluss kombiniert mit einem darauf abgestimmten berufsbegleitenden Masterstudium erlaubt einen völlig anderen Einstieg in die Berufspraxis, als dies heute der Fall ist. Praxisprobleme und Unterrichtserfahrungen können im berufsbegleitenden Masterstudium vertieft behandelt und gemeinsam gelöst werden. Das würde die Aussteigerquote drastisch senken und gleichzeitig die Qualität der Ausbildung und des Unterrichts deutlich verbessern. Es geht also nicht um eine «Verakademisierung» des Primarlehrerberufs, sondern um eine wissenschaftlich fundierte Berufsvorbereitung und eine gelingende praktische Berufseinführung. Das Beispiel Finnland zeigt, dass Lehrpersonen mit Masterausbildung hoch angesehen sind. Statt Lehrermangel gibt es dort viel mehr Interessenten als Ausbildungsplätze. Auch Deutschland und Österreich führen die Masterstufe für alle Lehrpersonen ein. Zu Recht!

Beat Zemp ist Zentralpräsident des LCH

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