Im neuen Schuljahr wird
an den Ostschweizer Volksschulen das Fach «Medien und Informatik» eingeführt.
Technisch sind sie dafür bereit. Doch bei der Weiterbildung der Lehrkräfte
hapert es noch.
Das Update der Schulen läuft, St. Galler Tagblatt, 13.8. von Tobias Hänni
Das Oberstufenzentrum Sproochbrugg
in Zuckenriet rüstet sich für den digitalen Wandel, der mit dem neuen Schuljahr
in den Ostschweizer Klassenzimmern Einzug hält. Rund 300 000 Franken investiert
die Oberstufenschulgemeinde Niederhelfenschwil-Zuz-wil in die Infrastruktur des
Zentrums: WLAN auf dem ganzen Schulgelände, neue Server sowie je 50 neue
Laptops und Tablets. Die Investition kommt zum richtigen Zeitpunkt. Denn mit
dem Lehrplan 21 wird ab morgen in den Kantonen St. Gallen, Thurgau und
Ausserrhoden an den Kindergärten, Primar- und Oberstufenschulen auch das Modul
«Medien und Informatik» eingeführt. Dieses wird in die anderen Fächer
integriert, findet ab höherer Stufe aber auch als eigenständiges Fach statt. Es
soll den kompetenten Umgang mit neuen Medien und erste Informatikkenntnisse
vermitteln sowie deren Anwendung im Unterricht intensivieren.
Mit Blick auf die Einführung des Moduls hat der Erziehungsrat des Kantons St. Gallen bereits 2016 Empfehlungen für die Schulgemeinden formuliert. In dem Papier definiert er etwa die Grundausstattung mit mobilen Geräten wie Laptops oder Tablets für den digitalen Unterricht: Auf Kindergartenstufe empfiehlt er zwei Arbeitsgeräte pro Klasse, auf Primarstufe vier, und auf Sekundarstufe fünf. Des Weiteren legt er den Schulen die Anschaffung von Peripheriegeräten, etwa elektronische Wandtafeln, leistungsfähige Internetzugänge und Drahtlosnetzwerke ans Herz.
Mit Blick auf die Einführung des Moduls hat der Erziehungsrat des Kantons St. Gallen bereits 2016 Empfehlungen für die Schulgemeinden formuliert. In dem Papier definiert er etwa die Grundausstattung mit mobilen Geräten wie Laptops oder Tablets für den digitalen Unterricht: Auf Kindergartenstufe empfiehlt er zwei Arbeitsgeräte pro Klasse, auf Primarstufe vier, und auf Sekundarstufe fünf. Des Weiteren legt er den Schulen die Anschaffung von Peripheriegeräten, etwa elektronische Wandtafeln, leistungsfähige Internetzugänge und Drahtlosnetzwerke ans Herz.
Schulen
fangen nicht bei null an
«An der Sproochbrugg
erfüllen wir die Empfehlungen des Erziehungsrats», sagt Schulleiter Fredy
Noser, der auch Präsident des kantonalen Schulleiterverbands ist. Ob auch die
anderen St. Galler Schulen technisch à jour sind, kann er nicht genau sagen.
«Aber ich gehe davon aus, dass der Grossteil der Schulen über eine gute
Infrastruktur verfügt.» Diese Einschätzung teilt Alexander Kummer, Leiter des
kantonalen Amtes für Volksschulen. «Die Schulen sind bei der Ausstattung und
Nutzung neuer Kommunikations- und Informationstechnologien gut unterwegs.» Der
Erziehungsrat habe schon 2001 ein Konzept zur Informatik in der Volksschule
erlassen, das von allen Schulen übernommen und 2015 angepasst worden sei. Eine
Evaluation habe schon 2010 gezeigt, dass neue Medien und Technologien im
Unterricht häufig genutzt würden. «Die Schulen fangen darum nicht bei null an.»
Die Empfehlungen des
Erziehungsrats sind für die Schulen nicht verbindlich, erklärt Kummer. Zwingend
sei dagegen der neue Lehrplan. «Aus diesem ergibt sich fast zwangsläufig eine
technologische Grundausstattung, wie sie der Rat formuliert hat», sagt Kummer.
Obwohl «Medien und Informatik» mit Beginn des neuen Schuljahrs unterrichtet
werden muss, haben die St. Galler Schulen bis 2020 Zeit, dieses vollständig
umzusetzen. Kummer hält das für unproblematisch. «Medienkompetenz und erste
Informatikkenntnisse lassen sich auch ohne die neueste Infrastruktur
vermitteln.» Bei der praktischen Anwendung im Unterricht brauche es zwar
entsprechende Geräte. Doch auch hier relativiert Kummer: «Dass etwa die
Kindergärten hier noch nicht so weit sind, ist sonnenklar. Das muss auch nicht sein.»
Bewusst keine Geräte im Kindergarten
Dieser Ansicht ist man
auch in der Stadt St. Gallen. Sie verzichtet bislang auf einen systematischen
Einsatz elektronischer Medien in den Kindergärten. «Es ist nach wie vor sehr
umstritten, ab welcher Stufe diese in den Unterricht gehören», sagt Marlis
Angehrn, Leiterin der Dienststelle Schule und Musik. Auf Primar- und Oberstufe
setze St. Gallen dagegen ein Konzept um, das auf den jeweiligen kantonalen
Empfehlungen basiert. «Derzeit wird das Konzept überprüft.» Unabhängig davon
treibt die Stadt die technische Modernisierung laufend voran: So ist derzeit
die Anbindung aller Schulhäuser ans Glasfasernetz und deren Ausstattung mit
WLAN in Arbeit.
Pro Primarklasse rechnet
die Stadt zurzeit mit vier Schülergeräten – wobei sie bis auf weiteres auf
Laptops setzt. Der Einsatz von Tablets, wie er vom Erziehungsrat insbesondere
für die ersten Schuljahre empfohlen wird, sei in der Stadt erprobt, zurzeit aber
nicht flächendeckend vorgesehen, sagt Angehrn. «Bei der Gerätebeschaffung
stellen sich wichtige Grundsatzfragen.» Eine Rolle spiele dabei nicht nur die
rasche technologische Entwicklung, sondern auch die Tatsache, dass Kinder und
Jugendliche vermehrt ein eigenes Notebook oder Tablet besässen. Gleichzeitig
verursache die Anschaffung von Geräten den Schulen hohe Kosten. «Wir prüfen
längerfristig deshalb auch das Modell, bei dem die Schülerinnen und Schüler das
eigene Gerät mit in die Schule nehmen dürfen», sagt Angehrn.
Manchen Schulen fehlt das Geld
Das sogenannte «Bring
your own device»-Modell erwähnt auch der Kanton Thurgau in einer
Orientierungshilfe für die Volksschulen – neben weiteren Varianten, etwa einem
Gerätepool für die ganze Schule oder für die einzelnen Klassen. «Letztlich
liegt es in der Autonomie der Schulgemeinden, welches Modell sie einsetzen
möchten», sagt Beat Brüllmann, Leiter des Thurgauer Volksschulamts.
Brüllmann attestiert den
Schulen, bei der Digitalisierung «auf gutem Weg» zu sein. «Wir haben 2008 ein
kantonales Informations- und Kommunikationstechnologie-Projekt lanciert, an dem
sich die meisten Schulen beteiligt haben.» Mit dem Projekt habe man die Basis
für die weitere Digitalisierung des Unterrichts gelegt. Als Knackpunkt bezeichnet
Brüllmann die Weiterbildung der Lehrpersonen. «Hier haben wir den Aufwand
unterschätzt.» Zudem habe die kantonale Abstimmung über den neuen Lehrplan im
November 2016 dazu geführt, dass man mit der Ausbildung nicht schon früher habe
beginnen können. «Wir schicken nun ein Weiterbildungskonzept in die
Vernehmlassung», sagt Brüllmann.
Schon weiter ist in
dieser Hinsicht Appenzell Ausserrhoden. Von den rund 650 Lehrkräften an den
Volksschulen hätten sich 100 für «Medien und Informatik» weitergebildet, sagt Ingrid
Brühwiler, Leiterin der kantonalen Volksschulabteilung. «Das ist der Vorteil
eines kleinen Kantons – wir konnten schnell loslegen.» Trotzdem lässt
Ausserrhoden den Schulen fünf Jahre Zeit, um das Modul vollständig umzusetzen.
«Es gibt Schulgemeinden mit wenig Geld. Diese können nicht von heute auf morgen
ihre IT-Infrastruktur modernisieren und neue Geräte kaufen», sagt Brühwiler.
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