18. August 2017

Schulbücher einfassen - Aufgabe für Mütter?

«Und», fragte ich nach dem ersten Schultag meinen Sohn, «hast du Hausaufgaben?» Er schüttelte den Kopf und sagte: «Nein, ich nicht. Aber du!»
Unfassbar nervig: Bücher einfassen, Bund, Mamablog, 17.8. von Nadia Meier


Als Mutter eines Viertklässlers wusste ich natürlich sofort, was es geschlagen hatte: Schulbücher einfassen! Ja, das gibt es noch immer. Und es ist mir ein Rätsel, wieso Kollegin Marah Rikli in ihrem düsteren Eltern-Ratgeber zur Primarschule dieses bunte Thema nicht erwähnt hat.

Einfassen gehört zur Primarschule wie der Lüchzgi zum Kindergarten! Der Sohn legte also das Zahlenbuch und einige Hefte in verschiedenen Grössen vor mich auf die Küchentheke und schaute mich welpenmässig an. Nein, dieses Jahr würde ich nicht über seinen Charme stolpern.

Ich bin ja absolut damit einverstanden, dass man Sorge tragen soll zum Schulmaterial. Und Mathematikbücher, die noch vielen Jahrgängen Kopfzerbrechen bereiten sollen, halten dank jährlich erneuertem Einfasspapier sicher länger. Aber wieso müssen sogar persönliche Schreibhefte eingefasst werden? Und weshalb machen das die Kinder eigentlich nicht im Unterricht? Und vor allem: Wenn zu Hause eingefasst werden soll, wieso fassen dann die Mütter diesen Job?

Einfassen reimt sich auf hassen

Meine Kinder sollen gefälligst selber einfassen! Das nennt man «fürs Leben lernen». Denn wenn sie Pech haben, müssen sie ja in 35 Jahren die Schulbücher ihrer eigenen Kinder einfassen. Gut, wahrscheinlich wird es dann keine Bücher mehr geben. Dann werden sie eben Laptops und Tablets einfassen. Und was Hänschen nicht lernt, muss sich Hans mit Youtube-Tutorials mühsam aneignen. Es wird also Zeit, dass wir Mütter das Einfasszepter abgeben und unsere Kinder ihre Bücher selbst schützen. Geradeaus schneiden und Papier falten sollten ja schon Erstklässler können, nach zwei Jahren Kindergarten.

Ab sofort gelten also in unserem Haushalt neue Einfassregeln. Erstens: Einfassen ist grundsätzlich Kinderarbeit. Zweitens: Mama stellt das Material und ihr gesammeltes Einfasswissen zur Verfügung. Und drittens: Pro Schuljahr muss ein Buch ganz alleine eingefasst werden. Heisst: Zwei für die Zweitklässlerin, vier für den Viertklässler. Bei allen weiteren Büchern hilft ein Elternteil – ja, Väter können auch einfassen – beim Buch oder Geduldsfaden festhalten.

Tipps für schönere Schulhefte

Meine Idee stiess beim Nachwuchs, der zu 50 Prozent aus Bastelmuffeln besteht, zunächst auf wenig Begeisterung. Das hatte ich natürlich antizipiert. Aber als die Kinder das Einfassmaterial sahen, waren sie plötzlich doch motiviert. Ein paar Tipps dazu:
·         Einfasspapiere sind meist total ideen- und geschmacklos bedruckt. Rössli für Mädchen und Töffs für Buben. Besser: Uni-Papier kaufen und mit Washi-Tapes oder Stickern verzieren. (Fussballfans verwenden gerne die Farben des Lieblingsvereins.)

·         Witzige und günstige Variante: alte Comics als Einfasspapier verwenden.
·         Bedruckte Etiketten passen stilmässig meist zu den erwähnten Einfasspapieren (wäk!). Schöner und persönlicher: Blanko-Etiketten gestalten. Jüngere Kinder machen das mit Farb- und Filzstiften, ab der Mittelstufe gerne auch am Computer.


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